Biomaterialien
Aktive und passive Implantate zur Hörrehabilitation
Nach Angaben der World Health Organization (WHO) leiden circa 250 Millionen Menschen weltweit unter mittel- bis hochgradiger Schwerhörigkeit. Dabei muss zwischen zwei Formen der Schwerhörigkeit unterschieden werden: bei einer Schädigung der Haarzellen in der Hörschnecke und seltener bei einer Hörnervenschädigung handelt es sich um eine Innenohrschwerhörigkeit (Schallempfindungsschwerhörigkeit). Bei unterschiedlichen Ursachen einer Störung der Schallübertragung vom Trommelfell auf das Innenohr spricht man von einer Mittelohrschwerhörigkeit (Schallleitungsschwerhörigkeit).
Je nach Typ und Schweregrad kommen neben konventionellen Hörgeräten im Rahmen der Mikrochirurgie des Ohres passive und aktive Mittelohrimplantate, sowie bei vollständiger Ertaubung Cochlea Implantate zum Einsatz.
Es werden klinische Studien zur Funktionalität unterschiedlicher passiver Mittelohrprothesen sowie dem Hörgewinn nach Versorgung mit aktiven Mittelohr- und Cochlea-Implantaten durchgeführt. Des Weiteren erfolgen in vitro Untersuchungen in Kooperation zur Entwicklung optimierter Ankopplungsverfahren teilimplantierbarer Hörgeräte.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Entwicklung von responsiven Cochleaimplantatelektroden zur Optimierung der neuroelektrischen Kopplung. Die Arbeitsgruppe ist hierfür im Verbundprojekt RESPONSE integriert.
Hybridimplantat für akustische und elektrische Stimulation der Cochlea
Verbundprojekt HOGEMA
Erforschung neuartiger Ansätze zur Bereitstellung verbesserter Gewebeersatz-Materialien auf Basis der hydrostatischen Hochdruckbehandlung
Im Rahmen des Verbundvorhabens HOGEMA soll die hydrostatische Hochdrucktechnologie für die Aufarbeitung verschiedener Gewebearten aus Stütz- (Knochen, Knorpel) und Bindegewebe (Faszie) zur Herstellung von Allografts und Gewebemodellsystemen optimiert und nutzbar gemacht werden. So soll die Behandlung von Gewebedefekten mit allogenem Transplantatgewebe ermöglicht werden.
Verletzungen, Fehlbildungen und Tumore der Kopf-Hals-Region führen häufig zu erheblichen funktionellen und psychosozialen Einschränkungen. Dreidimensionale Defekte können in der plastischen Gesichts- und Trachealchirurgie mit Knorpeltransplantaten rekonstruiert werden, während Faszie das zuverlässige Material zum zweidimensionalen Verschluss der Schädelbasis bei Hirnwasserfluss ist. Die Transplantate sind im Kopfbereich einer besonders starken Immunreaktion ausgesetzt und können bereits bei geringen Veränderungen der charakteristischen mechanischen Eigenschaften ihre Funktion verlieren. Daher steht trotz der Entwicklung der Gewebeaufbereitung derzeit kein Verfahren zur Verfügung, das eine hervorragende Biokompatibilität bei gleichzeitiger ausreichender Konservierung der Biomechanik garantiert. Die hydrostatische Hochdrucktechnologie ermöglicht die spezifische Devitalisierung von Knorpel und Faszie, ohne dabei negativen Einfluss auf deren strukturelle Eigenschaften zu haben. Das Ziel des Projektes ist es daher, sowohl in vitro als auch in vivo die Effekte der Hochdruckbehandlung auf die Fremdkörperreaktion bei der Allotransplantation präzise zu charakterisieren. Dabei dient die erhaltene extrazelluläre Matrix als Gerüst für die Revitalisierung.
In Zusammenarbeit mit:
Universität Rostock; Hochschule Wismar; Fraunhofer IZI Rostock; Universitätsmedizin Greifswald
Ansprechpartner: Friederike Kalle, Dr. med. D. Strüder
Mittelohrbelüftung
Seit vielen Jahrzehnten ist die Bedeutung der guten Belüftung des Mittelohres über die Tuba auditiva (Ohrtrompete) zur Funktionsfähigkeit und Gesundheit des Mittelohres anerkannt. Unter anderem auf Grund der anatomischen Lage und komplexen Physiologie dieser kleinen Röhre zwischen Nasenrachen und Mittelohr gibt es bis heute keinen Goldstandard zur Diagnostik von Tubenfunktionsstörungen und keine wissenschaftlich bewiesenen Thesen zu den genauen Ursachen von chronisch obstruktiven Tubenventilationsstörungen und klaffender Tube. Als Therapieoptionen stehen symptomatisch die Parazentese und Paukendrainage zur Verfügung und als kausaler Therapieansatz die Ballondilatation der Eustachischen Röhre bei der chronisch obstruktiven Tubenventilationsstörung. Bei der klaffenden Tube gibt es Therapieversuche mit Manual-Therapie oder Injektion von z.B. Hyaluronsäure in den Tubenwulst.
Themenschwerpunkte:
- Tubenfunktion bei Spaltpatienten in Kooperation mit der Klinik für Mund-Kiefer- und Gesichtschirurgie
- In Kooperation mit dem Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene der Universitätsmedizin Rostock vergleichende Untersuchungen des Mikrobioms der Tuba auditiva
- Anwendungsmöglichkeiten der Tubendilatation, z.B. bei persistierendem Paukenerguss und im Rahmen von Adhäsivprozessen und Cholesteatomen
- Diagnostik und Therapie der Klaffenden Tube
- In Kooperation mit Prof. Dr.-Ing. Behrend, Lehrstuhl für Werkstoffe für die Medizintechnik der Fakultät Maschinenbau und Schiffstechnik Untersuchungen zu Materialen und Beschichtungen für Paukendrainagen